Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistische Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Als 'Engel von Bremen' war sie allgemein in der Hansestadt bekannt: Die historische Person Gesche Gottfried wurde wegen ihrer vielen familiären Schicksalsschläge bedauert und um ihre Stärke und Standhaftigkeit bewundert. Hinter der Fassade einer sittsamen und gepflegten Bürgersfrau verbarg sich jedoch eine notorische Giftmörderin, eine Frau der Verstellung und Täuschung, die ihre engsten Verwandten und Freunde tötete. Diesen historischen Fall nimmt der Schriftsteller und Filmemacher R. W. Fassbinder in seinem Drama Bremer Freiheit wieder auf und entwirft einen 'effektsicheren Bilderbogen', eine 'holzschnittartige Moritat.' Durch die Anordnung der kurzen und schlaglichtartigen Szenen wird das Drama auf das Nötigste an Inhalt reduziert, was den Blick auf die regelgeleitete und rituelle Giftverabreichung der Protagonistin lenkt. Die Morde stellen ihren Befreiungsakt aus einer sie unterdrückenden, kleinbürgerlichen und biederen Gesellschaft dar, der sich in einem schmalen Handlungsspielraum vollzieht. Die Eingangsworte sind die Befehlsformeln, die Geesches Unfreiheit veranschaulichen und die Geschlechterrollen kontrastieren. In der folgenden Arbeit soll die Motivlage für die Mordserie geklärt und die Rolle der Frau in der Gesellschaft betrachtet werden. An Geesches Beispiel zeigen sich die Folgen der gesellschaftlichen und familiären Unterdrückung. Sie sind der Auslöser für ihre Taten im Namen der Freiheit. In diesem Zusammenhang soll beantwortet werden, inwiefern man durch Mord überhaupt Freiheit erlangen kann, und ob sich Geesche nicht sowohl vor als auch nach ihren Taten in Unfreiheit befindet. In der folgenden textanalytischen Argumentation wird deshalb zuerst eine Dramenanalyse durchgeführt, um einen Handlungsüberblick zu garantieren und eine fundierte Grundlage für die weitere Textarbeit zu schaffen. Daran schließt sich der Vergleich zwischen historischem und literarischem Fall an, dem die eingehendere Thematisierung der Gattungsfrage des Stückes folgt. Ein kurzer Seitenblick auf die verschiedenen literarischen Adaptionen des Giftmordfalles zeigt die Abgrenzung zu Fassbinders Bremer Freiheit und seine zeitgemäße Interpretation. Nun findet eine nähere Auseinandersetzung mit der Motivlage für die Taten der Protagonistin statt. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf dem Freiheitsbegriff, in dessen Namen Geesche ihr Umfeld vergiftet. Abschließend wird die Gattungsfrage, mit Rückgriff auf den Untertitel des Dramas, wieder aufgegriffen und ein kurzes Fazit gezogen.
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